Die Wilden Weiden Taubergießen liegen inmitten der Oberrheinaue im Gemeindegebiet von Kappel-Grafenhausen. So wie sich die Aue heute zeigt ist sie das Ergebnis zahlreicher Eingriffe des Menschen. Überflutete der Wildstrom die Mittlere Oberrheinaue bis 1840 bei Hochwasser regelmäßig und veränderte die Landschaft durch die gestaltende Kraft des Wassers kontinuierlich, so fielen im Zuge der Rheinbegradigung, des Oberrheinausbaus zur Schifffahrtsstraße und der energetischen Nutzung die Überflutungen auf den ausgedeichten Flächen weg. Hinter dem Rheindamm blieb eine „Alt“-Aue zurück, von Altwasserarmen durchzogen, überwiegend von Grundwasser gespeist und mit der Elz im Osten als durchgehender Wasserzug begrenzt. Heutige Hochwässer im Rhein wirken sich nur auf den Grundwasserspiegel mit einer Schwankung von wenigen Dezimetern aus.
In dieser nachhaltig veränderten Großlandschaft differenzierte sich eine Vielzahl an Lebensräumen und Lebensraumkomplexen heraus, teils durch Sukzession, teils durch Land bewirtschaftende nutzende Tätigkeiten unserer Vorfahren.
Die Wilden Weiden umfassen trocken gefallenen Wasserflächen, der Wiesenwirtschaft zugeführt, und Auewälder, die auf den übrigen Flächen durch natürliche Sukzession entstanden oder gezielt begründet wurden.
Die Wilden Weiden Taubergießen liegen im gleichnamigen Naturschutzgebiet Taubergießen im Ortenaukreis auf Gemarkung Kappel-Grafenhausen, in einem der größten Naturschutzgebiete von Baden-Württemberg. 1979 erfolgte die Schutzgebietsausweisung.
Es ist gleichzeitig Natura 2000-Gebiet und unterliegt nach der FFH-Richtlinie europäischem Schutz. Er beherbergt sowohl FFH-Arten (z.B. Gelbbauchunke, Wiesenknopf-Ameisenbläuling) als auch FFH-Lebensräume (z.B. Magere Flachlandmähwiese, LRT 6510).
Im Jahr 2008 wurde das Naturschutzgebiet Taubergießen in die Ramsar-Konvention aufgenommen, einem internationalen Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten mit internationaler Bedeutung.
Mit Zustimmung des Waldbesitzers hat die Höhere Forstbehörde die Ausweisung des Kappler Rheinauewaldes vom Wirtschaftswald in den Schonwald „Lichter Wald Kappel-Grafenhausen“ umgewidmet. Dieser nun festgeschriebene Schutzstatus nach §32 (3) Landeswaldgesetz Baden-Württemberg ermöglicht über die Schonwaldverordnung neben der forstlichen Bewirtschaftung die Beweidung des Waldes mit Nutztieren.
Ohne regelmäßige Überflutung fehlt die Auedynamik und es verschlammen die Gewässer des Taubergießengebiets. 2006 wurde das Projekt „Revitalisierung Taubergießen“ ins Leben gerufen. Dank Dammtieferlegungen an Leopoldskanal und Altrhein kann durch zuströmendes Hochwasser die Fließgeschwindigkeit der Wasserzüge erhöht und der Schlamm besser abtransportiert werden. Die dynamische Kraft des Wassers wurde wieder zurück geholt.
Der nördlich liegende Hochwasserrückhalteraum Elzmündung hat Auswirkung auf die Wilden Weiden Taubergießen. Im Retensionsfall liegen die Wilden Weiden im Rückstaubereich und können überflutet werden, ähnliches gilt im Falle von Ökologischen Flutungen für die Randbereiche der stehenden und fließenden Gewässer. Auch dies fördert die Wiederentstehung von Dynamik in der Auelandschaft und dient dem Hochwasserschutz von Unterliegern.